Geschichte

Gedenkveranstaltung zum Volkstrauertag am SG

„Krieg – Kriegserfahrungen – Kriegserinnerungen“ war die Veranstaltung des SG zum Volkstrauertag überschrieben. OB Frederik Brütting hatte diese Schulveranstaltung initiiert, denn der Volkstrauertag sollte nicht nur rückwärtsgewandt sein, vielmehr sei es Ziel, aus der Geschichte zu lernen. Er lud die SchülerInnen dazu ein, sich bewusst zu machen, dass sie Teil der Geschichte sind und Geschichte verändern können. Die Kursstufe 2 hatte sich mit ihren Lehrern, Herrn Lichter und Herrn Groll, mit den Briefen des Schülers der Schubartoberschule, Willi Klumpp, beschäftigt, der 1941 vor Moskau gefallen war. Frau Dittmann begrüßte in der Aula des SG ganz herzlich Herrn OB Frederik Brütting, Herrn Stadtarchivar Dr. Georg Wendt, Frau Karin Haisch vom Presseamt sowie die VertreterInnen des Geschichtsvereins Aalen und die SchülerInnen der K2 mit ihren Lehrern Herr Lichter und Herr Groll. Sie betonte die Wichtigkeit des Blicks in die Vergangenheit, um Zukunft gestalten zu können, und zeigte, dass die Erfahrungen des Oberschülers Willi Klumpp in diametralem Gegensatz zum Gestaltungsspielraum heutiger SchülerInnen standen. „Durch die Einrichtung des Jugendgemeinderates geben Sie den jungen Menschen eine Stimme und drücken damit aus, dass sie gehört werden“, dankte sie OB Brütting. Dr. Wendt stellte in seinem Impulsvortrag Willi Klumpp als verblendeten jungen Menschen vor. Willi stammte aus einem bildungskonservativen Elternhaus, liebte Schiller, Kleist und Hölderlin, lernte gerne Kernpassagen aus Goethes „Faust“ auswendig und spielte Klavier. Dieser junge Mann engagierte sich in der Hitlerjugend und erwarb dort Ansehen und Abzeichen, er sog die Bildungsinhalte der Zeit in sich auf: In Biologie lernte er „Rassenlehre“, in Erdkunde „Das Deutschtum in der Welt“ und in Kunst zeichnete er „Stürmende Soldaten“. Die Indoktrination zeigte bei ihm Wirkung und er zog begeistert in den Krieg, wo er erst kurz vor seinem Tod gedanklich ein wenig umsteuerte. Die K2 hatte sich zu vier Fragestellungen in Padlets ausgetauscht: „Wenn ich an die beiden Weltkriege denke, dann ..“, „Wenn ich an aktuelle Kriege denke, dann …“, „Erinnerungsstätten in Aalen sind…“, „Willi Klumpps Briefe zeigen mir…“. Entsprechend rege war die Diskussion der SchülerInnen untereinander und mit dem OB. Immer wieder kamen die SchülerInnen auf die Macht der Propaganda zu sprechen und verstanden die Briefe auch als Mahnung, nicht auf diese hereinzufallen. Sie bezweifelten aber, dass man heute völlig gegen Manipulation durch Propaganda gefeit sei, schon der Blick auf  Verschwörungstheorien zeige das. OB Brütting verwies auf die Macht sozialer Netzwerke, wenn in ihnen Meinungen nicht mehr kontrovers diskutiert werden, sondern die eigene Meinung in einschlägigen Foren nur noch verstärkt werde. Herr Lichter betonte in einem weiteren Impuls die Macht der Sprache. So sei es ein großer Unterschied, ob Gedenktafeln des 1. Weltkriegs an die „gefallenen Helden“ erinnerten oder beim Mahnmal „Den Opfern zum Dank“ stünde. OB Brütting war es wichtig, dass der Blickwinkel sich wandeln müsse: Es müsse einen Perspektivwechsel von den Tätern zu den Opfern geben. In diesem Zusammenhang kam auch der Name der „Erwin-Rommel-Straße“ zur Sprache. Beibehaltung auf der einen Seite und Information durch Aufklärungsstelen reichte den SchülerInnen nicht recht: Sie wünschten sich zusätzliche interaktive Information. OB Brütting zeigte sich interessiert an den Kanälen, auf denen die Schülerinnen kommunizieren, er machte aber auch deutlich, dass es nicht die Aufgabe der Stadt ist, junge Menschen mit Informationen zu berieseln. „Ihr seid aufgefordert, euch einzubringen“, mahnte er und warb nochmals eindringlich, sich politisch einzubringen – unter anderem auch beim Jugendgemeinderat. Abschließende Gedanken zum Volkstrauertag schlugen den Bogen zu den Worten von Richard von Weizsäcker, die Frau Dittmann in ihrer Begrüßung zitiert hatte: „Wer aber vor der Vergangenheit die Augen verschließt, wird blind für die Gegenwart. Wer sich der Unmenschlichkeit nicht erinnern will, der wird wieder anfällig für neue Ansteckungsgefahren.“

Wir danken der Schwäpo und Herrn Oliver Giers, der uns erlaubt hat, die folgenden sechs Bilder voller Aktion und Emotion auf unserer Homepage abzudrucken. Für alle sechs Bilder  gilt © Oliver Giers.

Die Klasse 9a im Gespräch mit einem Zeitzeugen der ehemaligen DDR

Wir, die Klasse 9a, behandeln in Geschichte im Moment das Thema „Alltag und Leben in der DDR“. Dazu hatten wir am 05.05.2021 die Möglichkeit, dem Zeitzeugen Tim Eisenlohr in einer anderthalb Stunden langen Moodlekonferenz Fragen zu stellen.  Nach der Begrüßung durch Frau Grupp stellten Magda und Merle die Biographie von Herrn Eisenlohr und die sogenannte „Umweltbibliothek“ vor. Anschließend durften wir unsere Fragen stellen. In Herrn Eisenlohrs Antworten hat er uns viele interessante Details über seine Jugendzeit erzählt, sodass wir uns ein ziemlich gutes Bild von den damaligen Verhältnissen machen konnten. Unsere Fragen hat er gerne und ausführlich beantwortet und sogar darüber hinaus Wissen vermittelt, über das wir noch gar nicht nachgedacht haben, wie z.B. „flexible“ Paragraphen . Uns wurde schnell klar, dass Herr Eisenlohr viel Wert auf Freiheit und Gerechtigkeit legt. Das Interview endete mit seinem Rat für uns / Jugendliche, die sich engagieren wollen. Ich fand es interessant, einen persönlichen Blickwinkel im Geschichtsunterricht zu bekommen.

Es kamen Fragen zu seiner Jugendzeit in der DDR, wie es beispielsweise zu seinem bereits frühen politischen Engagement kam, aber auch zu seiner Meinung zu aktuellen politischen Themen. Spannend fand Herr Eisenlohr unter anderem die Frage von Clara, ob sich ein im Wahlprogramm der SPD propagierter Demokratischer Sozialismus überhaupt mit dem heutigen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen System vereinbaren lasse, sowie die Tatsache, dass die Schülerin sich mit dem Wahlprogramm auseinandergesetzt hatte, was ja selbst unter Erwachsenen eher die Ausnahme sei. Eine Woche bereiteten wir uns auf das Gespräch vor, indem wir seine Biografie durchlasen, Videos zum Alltag und zum Umweltschutz in der DDR schauten, sowie zusätzlich ein Video, in dem Herr Eisenlohr mitgewirkt hat. Herr Eisenlohr lobte unsere Vorbereitung und die guten Fragen. Nach der Begrüßung von Frau Grupp stellten Magda und Merle die Biographie von Herrn Eisenlohr und die „Umweltbibliothek“ vor. Anschließend durften wir unsere Fragen stellen. Erstmal vorneweg: Tim Eisenlohr (geb.1973 in Berlin), der seit inzwischen zwei Jahren wieder in Berlin lebt, gründete eine eigene Jugendgruppe mit den Schwerpunkten Rumänien und Sri Lanka. Er ist in politischen Organisationen aktiv, hilft bei einer Flüchtlingshilfsorganisation und arbeitet nebenher für einen Hof in Niedersachsen. Er fiel als Jugendlicher auf, als er aus den „Thälmann-Pionieren“ austrat und mit 14 anfing, in der Umweltbibliothek zu arbeiten. Die Umweltbibliothek befand sich im Keller einer Berliner Kirche, wo Umweltblätter und Blätter für politische oder Menschenrechtsangelegenheiten gedruckt wurden. Außerdem gab es verbotene Bücher zum Thema Umwelt und Menschenrechte aus dem Westen. Die Idee hinter der UB war nicht nur das Treffen mit anderen Leuten, sondern diente auch der Vernetzung und Auseinandersetzung über gesellschaftliche Themen. Kirchen konnten dafür einen Ort geben, da der Staat sich nicht in die Kirche einmischen durfte und andersherum. Es wurde ein sicherer Raum geschaffen, wo Leute gesellschaftlich aktiv wurden, da man sich in der DDR, im Gegensatz zur BRD, nicht versammeln und öffentlich über kritische Themen wie z.B. die Umwelt oder Politisches reden durfte. Dieses Vorgehen, um Ansammlungen zu verbieten oder aufzulösen, wurde mit dem Paragraphen §217 StGB/DDR „Zusammenrottung“, gerechtfertigt. Einer der vielen Paragraphen der DDR, die so ungenau formuliert sind, dass sie mehrdeutig wurden. Tim Eisenlohr sieht die Bibliothek selbst als eine Art analoges Internet. Bekannt wurde die Umweltbibliothek durch einen Skandal, worüber auch im Westen berichtet wurde. Die Staatssicherheitleute (Stasi) durchsuchten die UB und mehrere Mitarbeiter wurden verhaftet, auch der damals 14-jährige Tim. Vorwand war der Druck „Grenzfall“, ein politisches Blatt, das in der DDR verboten war. Um die Zensur zu umgehen und kritische Themen in der DDR zu veröffentlichen, wurden sie extra mit dem Satz, es wäre für den innerkirchlichen Gebrauch gedacht, versehen. So galten sie dann als Gemeindeblatt und waren legal. Der „Grenzfall“ hatte diesen Vermerk nicht und die Stasi-Mitarbeiter wollten sie beim Druck des Blattes erwischen. Es geschah in der Nacht. Herr Eisenlohr war in der UB und sollte um 10 Uhr nach Hause gehen. Seine Eltern waren aber in Leipzig, was er ausnutzte und trotzdem die Umweltblätter weiterdruckte. Zur selben Zeit traf sich die Gruppe, die den Grenzfall herausbringt, in einer Kneipe. Was niemand wusste war, dass sich ein Spitzel unter ihnen befand, der sie überreden wollte, in die UB zu gehen, damit die Stasi sie auf frischer Tat erwischen konnte. Dies klappte nicht, da ihr Auto (ein Trabi) nicht angesprungen war. Außerdem wurde der Grenzfall in dieser Nacht nicht gedruckt, da mit Tim Eisenlohr ein Minderjähriger anwesend war, den man schützen wollte. Nach stundenlangem Warten auf eine Nachricht vom Spitzel stürmte die Stasi das Gebäude der UB mit Taschenlampen und Gewehren. Sie durchsuchten das ganze Gebäude und verhafteten die acht anwesenden Personen. Bei dem Verhör von Tim Eisenlohr hat er alles geschickt heruntergespielt und sich dumm gestellt, was bei einer Diktatur nötig war. Auf die Frage von Lea, was ihn dazu gebracht hat, politisch aktiv zu werden, antwortete Tim Eisenlohr folgendes: Mit neun Jahren sah er einen mehrteiligen amerikanischen Film über den Holocaust und er konnte sich nicht vorstellen, wie es dazu kommen konnte. Warum wurde nichts getan? Warum sind Menschen so böse? Das und weitere Fragen gingen ihm durch den Kopf. Ab diesem Zeitpunkt, fing er an, alles zu hinterfragen und begann, über den Nationalsozialismus zu lesen. Grund für sein Austreten aus der Pioniergruppe war, dass er viele Fragen gestellt hatte, die andere als kritisch einstuften und die daher nicht beantwortet wurden. Es kam viel Druck dagegen seitens der Lehrer. Dies hat ihn letztendlich aber nur bestärkt. Wir fanden heraus, dass viele wie er das Ziel hatten, die DDR zu reformieren und die Demokratie einzuführen.  Wahlfreiheit, Meinungsfreiheit und die Entscheidung zu reisen etc. standen eigentlich im Gesetz, wurden aber nie umgesetzt, teilweise wurden sie durch andere Paragraphen wieder eingeschränkt. Die Demokratie sei die beste Gesellschaftsform, auch wenn sie langsam und anstrengend ist, findet er. Er sei kein Fan von Kapitalismus, der die Menschen oder die Umwelt ausbeutet, und ist der Meinung, dass die Politik und Gesellschaft definitiv reformiert werden sollte, v.a. wegen den Umweltproblemen oder der immer größer werdenden Schere zwischen Arm und Reich. Zum Schluss hat er uns noch einen Rat gegeben, wie wir uns politisch engagieren können mit dem Beispiel „Fridays for future“. Er sagte, dass man die Umstände von damals, den Widerstand und den Protest, nicht mit heute vergleichen kann, allerdings spüre er eine Verbundenheit mit den jetzigen Jugendlichen. Er sieht Gemeinsamkeiten. Es gibt Menschen – heute wie damals – , die Missstände sehen und etwas dagegen unternehmen wollen. Jeder, der sich engagieren möchte, sollte dies auch tun. Er ermutigte uns, so früh wie möglich wählen zu gehen und allgemein politisch aktiv zu sein, da die Demokratie wie ein Muskel ist, der trainiert werden muss, sonst könnte eine Rückentwicklung stattfinden. Herr Eisenlohr betonte, dass er für weitere Fragen gerne zur Verfügung stehe. Man könne ihn über das Zeitzeugenbüro oder Frau Grupp jederzeit kontaktieren. Wir, die Klasse 9a, bedanken uns sehr herzlich für ein spannendes und informatives Gespräch, in dem wir in die Welt der ehemaligen DDR einen persönlichen Einblick erhalten durften.

Nora Keskin

Vier Jungs erklären dir Geschichte

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„Kann man über Geschichte stolpern?“

Am SG schon! Auch in Aalen gab es Bürger, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfolgt und zum Teil ermordet wurden oder an den Folgen ihrer Verfolgung starben. Diese Menschen möchte man durch einen Stolperstein würdigen und vor dem Vergessen entreißen.

So auch die Aalener Stolpersteininitiative!  Die Stolpersteine sind heute das größte, dezentrale Mahnmal der Welt. Es wächst „von unten“ durch das bürgerschaftliche Wirken der Initiativen vor Ort und kann Menschen „stolpern“ lassen, nicht mit den Füßen, sondern mit dem Verstand und dem Gefühl.

Die Klasse 9c wird im Rahmen des Geschichtsunterrichts gemeinsam mit den Verantwortlichen der Aalener Stolpersteininitiative die Verlegung im Juli 2019 gestalten, sie bei Recherchen unterstützen und somit einen Beitrag leisten, das Mahnmal weiter wachsen zu lassen.

Im Blog von Lara, Lotta und Aileen können sich alle Interessierten in den kommenden Monaten über die Fortschritte des Projekts auf dem Laufenden halten.

Die Klasse 9b erklärt dir Geschichte

Um uns Schülern diese Themen besser und auf eine neu Art und Weise näherzubringen, hat sich unsere Geschichtslehrerin Susanne Weber eine besondere Idee einfallen lassen. Die Schüler der Klasse 9b konnten im Rahmen des Unterrichts kleine Erklärvideos erstellen, so genannte „Explainities“, passend zum Unterrichtsstoff. In einem Explainity werden schwierige Fachbegriffe und komplexe Themen einfach und verständlich erklärt. Diese kreativen Videos werden wir im Laufe des Schuljahres auf die SG-Homepage hochladen. Viel Spaß beim Anschauen. (Natascha Holstein, 9b)

Besuch von Reinhart Großmann am 31.01.2018
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31.01.2018: Der ehemalige Schüler Reinhard Großmann liest vor der Klasse 9c aus seinem Roman „Beerstein“

Hier geht’s zur Geschichte von Christian Friedrich Daniel Schubart, unserem Namenspatron.

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